Vernetzungstreffen „Jugend in meiner Gemeinde“

Jugend in meiner Gemeinde: Vernetzungstreffen am Donnerstag, 20. April 2023, 19 – 21 Uhr, Die Gute Stube, Andelsbuch


Die Offene Jugendarbeit ist Service- und Fachstelle in der ­Region Bregenzerwald. Wir beraten, begleiten, unterstützen und ­informieren bei Themen, Anliegen und Fragen hinsichtlich ­Lebenswelten Jugendlicher. Im Fokus des ersten Austauschangebot für Jugendbeirätinnen und -beiräte der Bregenzerwälder Gemeinden („Jugend in meiner Gemeinde“) stand das gemeinsame Kennenlernen, die gemeinsamen Herausforderungen und wie wir diese durch regionale (überdörfliche) Zusammenarbeit lösen können.

Offene Austauschrunde

Agnes Hollenstein (Offene Jugendarbeit Bregenzerwald): Alle ­Gemeinden haben die gleichen Herausforderungen, wenn es ums Thema Jugend geht. Jugendliche sind sehr mobil, unstet und ihr Aktionsradius vergrößert sich laufend (regionale Orientierung statt lokaler). Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sind nicht mehr selbstverständlich, oft gar nicht mehr gegeben. Um Jugendliche zu erreichen, müssen neue Wege gefunden und Angebote laufend adaptiert werden. Das Angebot muss sich zwingend an Mangel und Bedarf orientieren. Jugendarbeit heißt also nicht mehr gleich Jugendraum, sondern muss weiter gefasst und regional betrachtet werden.

Johannes Feuerle (Sulzberg): In Sulzberg gibt es das Mountain Pub, dieses wird von Jugendlichen (Team 16-20 Jahre) selbst geführt. Die Nachfolge klappt gut, das Team akquiriert den Nachwuchs selbst.

Gerhard Rhomberg (Buch): In Buch gibt es das Jugend Aktiv-Team, ein eigener Verein für Jugendliche. Jeder Bucher ist automatisch ­Mitglied, Information erfolgt mittels Willkommens-Brief. Team ­organisiert ­Veranstaltungen, kämpft aber damit, dass das Programm wenig­­ ­angenommen wird.

Tobias Meusburger (Schwarzenberg): Jugend-Team agiert ganz selbstständig, der Jugend-Ausschuss ist der politische Ansprechpartner für die Jugendlichen. Neue Mitglieder zu finden ist schwierig, weil das Angebot (Fußballclub, Musikverein, Feuerwehr, …) groß ist.

Samuel Schwärzer (Egg): Der Jugendraum in Egg (s‘free) ist am Freitagabend offen. Begleitet durch die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald. Das ­Angebot wird sehr gut angenommen. Einmal monatlich (am Samstag) ist der ­Jugendraum für 16+ geöffnet (mit Alkohol). Der Charakter der ­Jugendlichen hat sich stark verändert, ein Ausgehangebot ist quasi nicht vorhanden – deshalb nützen viele Jugendlichen die Fußballplätze als ­Möglichkeit oder feiern daheim in der Garage.

Philipp Fasser (Lingenau): Das Kiba in Lingenau war etabliert und hat funktioniert, wurde dann aber geschlossen – jetzt muss sich zuerst ein neues Team ­formieren. Zwei Jugendliche haben sich gemeldet ­(Selbstinitiative). Eine der ersten Fragen war: Können und dürfen wir Alkohol ausschenken? Als Gemeinde wollen wir das nicht verbieten. Die Jugendlichen sollen lernen Verantwortung zu übernehmen. Wenn Alkohol aus­geschenkt wird, kommt automatisch die Verantwortung, die dran hängt.

Johannes Feuerle (Sulzberg): Thema Alkohol kommt immer wieder auf und wird auch immer wieder kritisch hinterfragt. Das Mountain Pub ist mitten im Dorf, ist ein kontrollierter Raum, bei dem auch Erwachsene im Hintergrund sind und in Notfällen erreichbar sind. Es wird streng kontrolliert, kein Alkohol unter 16.

Agnes Hollenstein (Offene Jugendarbeit Bregenzerwald): Jugendliche sammeln Erfahrungen mit Alkohol – es ist besser, wenn diese im öffentlichen, geschützten Raum gemacht werden, als in Kellern und ­Garagen. Die Begrifflichkeit Jugendraum soll assoziiert werden mit „kein Alkohol“, für Räume, in denen Alkohol ­ausgeschenkt wird, wäre eine andere Begrifflichkeit (z.B. Freiraum für Jugendliche) wünschenswert.

Caroline Jäger (Hittisau): In Hittisau erleben wir wenig Motivation von den Jugendlichen. Wir haben einen ­Beteiligungsprozess gestartet und den Jugendlichen den Jugendraum übergeben, dieser ist jedoch an der ­Verantwortung, die mit Alkoholkonsum einhergeht gescheitert.

Michael Willam (Hittisau): Beim Beteiligungsprozess war ein Ergebnis, dass es einen Platz geben soll, an dem sich die Jugendlichen aufhalten können. Handwerker-Zunft hat sich diesem angenommen und ein mobiles „Hüsle“ mit kompletter Ausstattung gemacht. Wir gut angenommen und immer wieder gemietet. Transport ist leider etwas schwierig. Es braucht mehr Toleranz für die Jugend.

Norbert Greussing (Bizau): Auch Bizau hat einen Kinder- und Jugendbeteiligungsprozess gestartet. Das Ergebnis: Die Jugendlichen wollen Freiräume, in denen man kreativ sein kann. In Bizau wird das Feuerwehrhaus umgesiedelt – das alte Feuerwehrhaus soll zum Freiraum werden (Dritter Ort). Dort braucht es einen Kümmerer, der sich um die Organisation und die Beziehungsarbeit kümmert. Und es braucht Toleranz von den Menschen – aber die gibt es!

Agnes Hollenstein (Offene Jugendarbeit Bregenzerwald): Bei Treffpunkten von und für Jugendliche geht es nicht um Perfektion – vielmehr wollen sie den Raum oder den Ort selbst gestalten, damit es zu ihrem wird.

Daniela Bilgeri (Krumbach): Krumbach hat ebenfalls einen Beteiligungsprozess gestartet, Teilnahme war aber erschreckend gering. Danach wurde ein Raum temporär bespielt (für Spielenachmittage), das Interesse war aber nicht sehr groß. Der Wunsch nach einem Jugendraum ist da, von Seiten der Gemeinde gibt es keinen passenden Raum, der zur Verfügung gestellt werden kann. Der Graffiti-Workshop wurde gut angenommen, ein neuer Termin ist schon in Planung. Wir Erwachsenen müssen offen und tolerant gegenüber den Jugendlichen sein. Der Zugang zu den Jungen ist, gerade nach Corona, sehr schwierig.

Markus Weissenbach (Schoppernau): Es gibt einen „Kampf um die Jugendlichen“, alle Vereine suchen nach Jungen. Es ist schade, dass die Vereine gegeneinander und nicht miteinander arbeiten. Jugendliche sind ab 15 Jahren sehr mobil, der Ausgehort wechselt stündlich. Der Nachtbus ist wichtig. Ein großes Thema in der Region sind Ausgehmöglichkeiten für 16+, das überregionale Denken ist gerade hier sehr wichtig.

Herausforderungen/Probleme

  • Jugendliche nehmen das Angebot nur eingeschränkt an
  • durch Corona: viele feiern in Kellern & Garagen
  • Alkohol im Jugendraum: ja/nein?
  • motivierte, engagierte Jugendliche fehlen
  • „Kampf“ um die Jugendlichen zwischen den Vereinen
  • fehlendes Ausgeh-Angebot für 16+
  • Wie erreiche ich Jugendliche? Wie trete ich ihn Beziehung?
  • Wie gelingt es uns über einen längeren Zeitraum für Angebot zu ­begeistern?
  • fehlende Ressourcen (Personen, Finanzierung)
  • Jugendliche nehmen das Angebot nur eingeschränkt an
  • durch Corona: viele feiern in Kellern & Garagen
  • Alkohol im Jugendraum: ja/nein?
  • motivierte, engagierte Jugendliche fehlen
  • „Kampf“ um die Jugendlichen zwischen den Vereinen
  • fehlendes Ausgeh-Angebot für 16+
  • Wie erreiche ich Jugendliche? Wie trete ich ihn Beziehung?
  • Wie gelingt es uns über einen längeren Zeitraum für Angebot zu ­begeistern?
  • fehlende Ressourcen (Personen, Finanzierung)

Ideen/Lösungen:

  • regional denken, über die Gemeindegrenzen hinaus
  • Jugendliche in anderen Gemeinden über die eigenen Angebote informieren (Informationen gerne auch an die OJB senden)
  • Alkohol im kontrollierten Raum konsumieren, mit Erwachsenen im Hintergrund und als „Back-up“; wichtig: strickt sein
  • Jugendarbeit ist kontinuierliche Beziehungsarbeit
  • Jugendliche brauchen einen kreativen, zentralen und geschützten Raum: Treffpunkte im öffentlichen Raum (das muss nicht zwingend ein Jugendraum sein, z.B.: Bizau beim Sandfang)
  • mobiler Jugendraum (z.b.: Hittisau)
  • engen Kontakt mit Schulen und Lehrern pflegen
  • Kooperation von Vereinen im Dorf


Um den Jugendlichen eine angemessene Unterstützung bieten zu ­können, ist es wichtig, dass wir Erwachsene ihnen mit Toleranz begegnen und ihre Bedürfnisse und Perspektiven respektieren.